In einem Virtuellen Observatorium werden astronomische Daten, die in vielen verschiedenen Observatorien national und international gesammelt wurden und werden, in einer einheitlichen Form im World Wide Web online für alle professionellen und Amateur-Astronome zur Verfügung gestellt.
Sinn und Zweck ist es, die Beobachtungen der verschiedenen Observatorien zu vergleichen, vor allem im Hinblick auf die unterschiedlichen Wellenlängenbereiche und verschiedenen Zeitpunkte, in denen die Daten erfasst wurden. Oftmals werden Objekte im Weltall mit unterschiedlicher Technik, Wellenlängenbereichen und Zeitpunkten beobachtet, was dazu führte, dass ein und dasselbe Objekt mehrere unterschiedliche Bezeichnungen besaß.
Die erste Datenbank für astronomische Objekte, die online verfügbar war, war SIMBAD, die 1981 vom Centre de Données astronomiques de Strasbourg (CDS) programmiert wurde und seither gewartet wird. Seit 1999 ergänzt die Datenbank Aladin (ebenfalls betreut durch das CDS), die Aufnahmen dieser Objekte zur Verfügung stellt. Sie können durch Angabe des Objektnamens oder der astronomischer Koordinaten abgefragt werden. Seit dem Jahr 2001 haben sich auch andere nationale und internationale Initiativen gebildet, die Datenbanken wie das SIMBAD oder Aladin anbieten und astronomische Daten als virtuelles Observatorium online zur Verfügung stellen.
2002 wurde die International Virtual Observatory Alliance (IVOA) gegründet. Diese Vereinigung hat zum Ziel, national und internationale Zusammenarbeit virtueller Observatorien zu fördern und dafür passende Systeme und Organisationsstrukturen zu schaffen, die die Zusammenarbeit effektiv und übersichtlich machen. Zur Zeit sind 16 Staaten als Mitglieder zu verzeichnen.
Armenien |
Armenian Virtual Observatory (ArVO) |
Australien |
Australian Virtual Observatory (Aus-VO) |
China |
Chinese Virtual Observatory (China-VO) |
Deutschland |
German Astrophysical Virtual Observatory (GAVO) |
Europa |
European Virtual Observatory (EURO-VO) |
Frankreich |
Observatoire Virtuel France (OV-France) |
Indien |
Virtual Observatory India (VO-India) |
Italien |
Italian Virtual Observatory (VObs.it) |
Japan |
Japanese Virtual Observatory (JVO) |
Kanada |
Canadian Virtual Observatory (CVO) |
Russland |
Russian Virtual Observatory (RVO) |
Spanien |
Spanish Virtual Observatory (SVO) |
Südkorea |
Korean Virtual Observatory (KVO) |
Ungarn |
Hungarian Virtual Observatory (HVO) |
USA |
National Virtual Observatory, United States (NVO) |
Vereinigtes Königreich |
Astrogrid |
Dabei ist zu bemerken, dass die Euro-VO ein gesonderter Zusammenschluss der Europäischen Südsternwarte ESO und der Europäischen Weltraumorganisation ESA ist. Institutionen aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich haben sich dem Euro-VO angeschlossen und arbeiten mit ihr international zusammen.
Die Ziele eines Virtuellen Observatoriums sind:
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den Zugang zu astronomischen Daten jeder Art zu gestatten und zu verbessern.
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dass Astronomen leichter relevante Daten finden, auf sie zugreifen und nutzen können
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sicherzustellen, dass Daten nicht einfach verschwinden, das Daten genau beschrieben werden und auch in Zukunft zugänglich und verständlich sind
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Software bereitzustellen, die Astronomen dabei helfen, das alles zu nutzen.
Die IVOA hat die Schirmherrschaft über das gesamte Programm, das von den verschiedenen nationalen VO-Organisationen gestaltet wird. Diese Organisationen arbeiten mit der IVOA an der Entwicklung von Standards, die es sowohl den Organisationen als auch den Astronomen und der Öffentlichkeit leichter machen, zu kommunizieren und die Daten für jeden zugänglich zu machen. Bibliotheken und Software-Programme sollen dabei ständig aktuell gehalten werden.
In Deutschland ist das German Astrophysical Virtual Observatory (GAVO) die Hauptanlaufstelle, die alle Daten deutscher Astronomen verwaltet und an die IVOA weiterleitet. Die Arbeit des GAVO wird zur Zeit gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die GAVO ist auch Anlaufstelle für alle Fragen rund ums Thema Astronomie, sowohl für Profi-Astronomen als auch für Laien und die allgemeine Bevölkerung.